Charlotte Sullivan is everywhere

Ich habe ein gutes Gedächtnis für Schauspieler*innen und wo ich sie schon mal gesehen habe. Tatsächlich ist das eine meiner Lieblingsbeschäftigungen und Herausforderungen beim Seriengucken, wenn ich Schauspieler*innen wiedererkenne: Zu überlegen, in welcher (anderen) Serie oder vielleicht einem Film sie oder er mir schon mal aufgefallen ist.

Besonders leicht fällt mir das übrigens bei Schauspielerinnen, die schon einmal eine queere Rolle gespielt haben. Eine Frau, die mir in dieser Hinsicht ein interessantes Jahr beschert hat und bei der ich tatsächlich überhaupt nicht mehr überlegen muss, woher ich sie kenne, ist Charlotte Sullivan. Vielleicht liegt es daran, dass sie Kanadierin ist und ich in letzter Zeit vermehrt kanadische Serien sehe, aber in diesem Jahr habe ich CS schon in vier verschiedenen Serien gesehen: Im Serienfinale von Wynonna Earp, dem Finale der dritten Staffel von Coroner, einer Folge der zweiten Staffel von Hudson & Rex und schließlich in einer Folge der ersten Staffel von Murdoch Mysteries. Und wenn ich mich hätte überwinden, dem Leiden des Elliot Stabler in der ersten Staffel von Law & Order: Organized Crime zuzusehen, wäre sie mir auch da begegnet.

Charlotte Sullivan scheint also gut im Geschäft zu sein. Und wenn ihr jetzt noch überlegt, woher man sie eigentlich ursprünglich unter anderem kennt: In der kanadischen Polizeiserie Rookie Blue hat sie Gail Peck gespielt, die eine kurze Romanze mit der Gerichtsmedizinerin Holly hatte.

(Holly wurde übrigens von Aliyah O’Brien gespielt, die in diesem Jahr u.a. in der sechsten Staffel von DC’s Legends of Tomorrow in einer Nebenrolle zu sehen war. Just saying. ;))

Von „bury your gays“ zu „marry your gays“

Bei Twitter habe ich schon einige Male darüber geschrieben, aber hier möchte ich ihn aus gegebenem Anlass auch noch einmal kurz thematisieren: Den aktuellen Hochzeitsboom bei Frauenpaaren in Serien. Denn wenn sich im Finale der Serie Supergirl, welches am kommenden Dienstag in den USA läuft, Alex Danvers und Kelly Olsen (alias „Dansen“) das Jawort geben, dann sind sie im Jahr 2021 nicht das erste, nicht das zweite, nicht einmal das dritte Frauenpaar, das in einer Serie heiratet, sondern – jedenfalls soweit es mir bekannt ist – bereits das siebte!

Angefangen hat es im Frühjahr mit Anissa & Grace (alias „ThunderGrace“) in der Serie Black Lightning. Es folgten Waverly & Nicole (alias „WayHaught“) in der letzten Folge von Wynonna Earp, Maya & Carina (alias „Marina“) im Finale der vierten Staffel von Station 19, Maze & Eve in der im September erschienenen finalen Staffel von Lucifer sowie Sara & Ava (alias „AvaLance“) im Finale der sechsten Staffel von DC’s Legends of Tomorrow.

Im Oktober kam dann sogar noch ein deutsches Paar hinzu, nämlich Miriam & Rieke (alias „Mieke“) im ARD-Dauerbrenner In aller Freundschaft. Das letzte Mal, dass sich davor ein Frauenpaar in einer deutschen Serie das Jawort gegeben hatte, war übrigens – jedenfalls nach meiner Erinnerung – im Jahr 2008 (!) und damit sogar noch lange vor der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, die immerhin auch schon vier Jahre her ist. Diese Hochzeit war also mehr als überfällig.

Auch wenn es in diesem Jahr ein wenig inflationär wirkt, ist es doch auf jeden Fall eine sehr positive Entwicklung, gerade auch wenn man es damit vergleicht, wie tragisch die Storylines queerer Frauen in Serien noch vor wenigen Jahren überwiegend waren. Wie auf Twitter mal jemand schrieb: Von „bury your gays“ zu „marry your gays“. Gerne mehr davon.

Regenbogenfamilie bei „FBI: Most Wanted“

Ich finde es immer wieder spannend, wie sich die Repräsentation lesbischer Frauen bzw. von Liebesbeziehungen zwischen Frauen in Serien in den letzten Jahren geändert hat.

Zum einen gibt es – zumindest in internationalen Serien – sehr viel mehr davon. So viel sogar, dass ich inzwischen den Überblick verloren habe. Noch vor wenigen Jahren war ich in der Regel umfassend darüber informiert, in welcher Serie es eine lesbische oder bisexuelle Frauenfigur oder eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen gibt, und zwar unabhängig davon, ob ich die Serie gesehen habe oder nicht. Inzwischen sind es so viele, dass ich trotz so informativer Seiten wie lezwatchtv überrascht werden kann, was mich jedes Mal richtiggehend freut – zeigt es doch, wie weit wir gekommen sind.

Zum anderen ist die Darstellung sehr viel selbstverständlicher geworden. Es wird inzwischen nicht mehr zwangsläufig adressiert bzw. gar problematisiert, wenn eine Frau eine andere liebt, sondern lesbische Beziehungen werden behandelt wie andere Beziehungen auch.

Mein aktuelles Beispiel: Die US-Serie FBI: Most Wanted. Die hatte ich bisher nicht auf dem Schirm und mir war auch nicht bewusst, dass eine der Agentinnen mit einer Frau verheiratet ist und ein Kind hat. In einer Folge in Staffel 2 (läuft aktuell auf Sat.1 und ist teilweise bei Joyn frei abrufbar) geht es darum, noch ein weiteres Kind zu bekommen. Dabei geht es nicht um das „wie“, was ja sonst häufig das Thema ist, wenn zwei Frauen zusammen ein Kind bekommen möchten, sondern um das „ob“. Die Storyline hätte also genau so auch mit einem Hetero-Paar erzählt werden können.

Auch wenn wir also schon weit gekommen sind, gilt aber weiterhin: Gerne noch mehr davon!

(Und ja, dieser Appell geht wie immer vor allem an deutsche Serienmacher:innen. Die haben da nämlich noch einigen Nachholbedarf.)