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Serientipp: One Mississippi

Wie schon Staffel 1 überzeugen auch die gerade erschienen neuen Folgen von “One Mississippi” mit sympathischen Figuren sowie einer gelungenen Mischung aus ernsten Themen und viel Humor. Sehenswert.

Tig Notaro in “One Mississippi”

Anfang des Jahres habe ich in einem längeren Blogbeitrag mal geschrieben, auf welche Serien ich mich 2017 freue. Mit auf der Liste war die zweite Staffel von One Mississipi. Staffel 1 der Comedyserie von und mit Tig Notaro habe ich letztes Jahr an einem Abend durchgebinged, nachdem ich eigentlich “nur mal reingucken” wollte.

Ähnlich ging es mir gestern Abend mit Staffel 2. Die neuen Folgen sind am vergangenen Freitag erschienen, wieder bei Amazon Prime, und ich wollte gestern Abend nur mal schnell in die ersten Folgen reinschauen, weil ich auf Twitter schon wieder so viel Gutes gelesen hatte. Am Ende des Abends – leider deutlich nach Mitternacht – hatte ich alle sechs neuen Folgen und damit die komplette zweite Staffel geguckt und konnte dann immer noch nicht schlafen gehen, weil ich das, was ich gesehen hatte, erst einmal sacken lassen musste. Denn One Mississippi ist zwar auf der einen Seite sehr unterhaltsam und witzig, schreckt aber auch nicht vor ernsten Themen zurück und die Schauspielerinnen und Schauspieler um Hauptdarstellerin Tig Notaro spielen das so großartig, dass es unter die Haut geht.

Kurz zum Inhalt: One Mississippi basiert auf realen Ereignissen im Leben der amerikanischen Stand-Up-Komikerin Tig Notaro. Als sie vor einigen Jahren an Brustkrebs erkrankte, machte sie dies auf der Bühne zum Thema. Innerhalb kurzer Zeit musste sie nicht nur diese Krankheit, sondern auch eine lebensbedrohliche Darminfektion, den plötzlichen Tod ihrer Mutter sowie die Trennung von ihrer Freundin verkraften. Ihr Auftritt, in dem sie es schaffte, diesen Schicksalsschlägen mit einer gehörigen Prise Galgenhumor zu begegnen, machte sie über Nacht in den USA berühmt.

All dies – Krankheit, Trennung, Tod der Mutter – verarbeitet sie auch in One Mississippi.

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Serienkritik: Zarah – Wilde Jahre (Folge 1)

Im ZDF startet am morgigen Donnerstag die 6-teilige Serie „Zarah – Wilde Jahre“, in der es um die Frauenrechtlerin Zarah Wolf geht, die den Posten der stellvertretenden Chefredakteurin der männerdominierten Zeitschrift “Relevant” übernimmt. Die erste Folge ist bereits in der Mediathek verfügbar. Ich habe mal reingeschaut und mir ein paar Notizen gemacht.

Zarah Wolf (Claudia Eisinger) hat Großes vor an ihrem neuen Arbeitsplatz. (Bild: ZDF/Georges Pauly)

Eine deutsche Serie – soll ich da überhaupt reinschalten?

Was deutsche Serien angeht, insbesondere wenn sie von öffentlich-rechtlichen Sendern in Auftrag gegeben wurden, bin ich inzwischen grundsätzlich skeptisch. Häufig sind mir die Geschichten zu plakativ und zu vorhersehbar erzählt und die Figuren zu stereotyp. Oft spare ich mir diese Serien daher inzwischen, auch wenn das Thema ganz interessant sein könnte.

In Zarah – Wilde Jahre habe ich vor allem aus einem Grund reingeschaut, nämlich weil es in der Ankündigung folgenden Satz gab: “Dass Verlegertochter Jenny (Svenja Jung) sich in sie verliebt, macht die Sache nur noch komplizierter.“ Auch wenn ich bei der Darstellung von Liebe zwischen Frauen in deutschen Serien fast noch skeptischer bin als beim Thema deutsche Serien allgemein, hat dies doch meine Neugier geweckt. Es musste allerdings ein weiterer Aspekt hinzukommen, damit ich tatsächlich eingeschaltet habe: Dass die berechtigte Hoffnung besteht, dass beide Frauen überleben und keine einen frühen Serientod sterben muss. Denn ja, das sogenannte Dead Lesbian Syndrome ist auch in deutschen Serien ein Thema, wie Charité gerade erst bewiesen hat, und darauf habe ich schlicht überhaupt keine Lust mehr.

Wenn dir die “love interest” sympathischer ist als die Hauptfigur…

Tatsächlich kann ich mir gut vorstellen, dass eine Liebesgeschichte zwischen Zarah und Jenny, wenn es denn dazu kommt, ganz interessant und sehenswert sein kann. Das liegt, zumindest gemessen an der Pilotfolge, aber leider nicht an Zarah, sondern an Jenny, die für mich in der ersten Folge die interessantere Figur war.

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Durchgeguckt: White Collar

Vor Kurzem konnte ich auf meiner Serienliste einen Haken hinter einer Serie machen, die mich schon länger begleitet, bei der ich aber lange nicht dazu gekommen bin, sie zu Ende zu gucken: Die amerikanische Krimiserie White Collar.

In White Collar geht es um zwei Männer, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Da ist zum einen Peter Burke, FBI-Agent bei der “White Collar Division” in New York, einer Einheit, die sich auf Fälle von Wirtschaftskriminalität spezialisiert hat. Und da ist auf der anderen Seite Neal Caffrey, ein gerissener Hochstapler, Meisterdieb und Kunstfälscher. Peter hatte Neal einst nach einer langwierigen Verfolgungsjagd um die halbe Welt hinter Gitter bringen können. Weil seine Frau ihn verlässt, bricht Neal aus dem Gefängnis aus – kurz vor Ablauf seiner mehrjährigen Haftstrafe. Erneut wird Peter auf ihn angesetzt. Als er Neal stellen kann, schlägt dieser ihm einen Deal vor, um nicht wieder zurück ins Gefängnis zu müssen: Er hilft dem FBI dabei, andere Meisterdiebe und Fälscher wie ihn zu schnappen, erhält dafür jedoch seine Freiheit. Peter lässt sich auf den Deal ein, unter der Bedingung, dass Neals Bewegungsradius durch eine Fußfessel eingeschränkt wird. Nach und nach wächst das ungleiche Paar zu einem unschlagbaren Team zusammen. Doch eine Frage muss sich Peter immer wieder stellen: Kann er Neal, diesem Meister der Verstellung, wirklich vertrauen?

White Collar lief in den USA von 2009 bis 2014, insgesamt wurden 6 Staffeln produziert. In Deutschland lief die Serie im FreeTV bei RTL, wo sie jedoch nicht einmal zwei Staffeln überdauerte. Deshalb konnte ich sie auch zunächst nicht weitersehen. Inzwischen ist sie auf Netflix verfügbar und ich habe sie in den letzten Monaten mehr oder weniger “gebinged”.

Dass ich White Collar ein Plätzchen auf meiner Serienliste freigeräumt und damit zumindest zwischenzeitlich den Vorzug vor einer der vielen aktuellen, hochgelobten und gefeierten “Quality TV”-Serien gegeben habe, hat verschiedene Gründe. Der Gewichtigste dürfte gewesen sein, dass ich die Serie sehr unterhaltsam finde.

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Nicht nur für Kinder sehenswert: Die Netflix-Serie “Julie’s Greenroom” mit Julie Andrews

Wenn die großartige Julie Andrews sich mit der Jim Henson Company und vielen bekannten Künstlern zusammentut, um Kindern etwas über das Theater beizubringen, dann kann das auch für Erwachsene sehr interessant und unterhaltsam sein.

Seit Mitte März ist bei Netflix die Serie Julie’s Greenroom (deutscher Titel: Julies Theaterschule) verfügbar. Julie Andrews spielt Miss Julie, die Besitzerin eines kleinen Theaters, in dem sie u.a. Theaterworkshops für Kinder anbietet. Dabei wird sie von ihrem Assistenten Gus (Giullian Yao Gioiello) unterstützt, der in dem Theater ein bisschen Mädchen für alles ist. Die Teilnehmer ihres Workshops heißen Greenies, nach dem englischen Wort “greenroom”, das den Aufenthaltsbereich der Künstler in einem Theater beschreibt und der Serie den Namen gibt. Das Besondere an ihnen: Sie sind Puppen, die von der Jim Henson Company entworfen wurden, welche als Produktionsfirma der Serie fungiert.

In jeder der insgesamt 13 Folgen kommen ein oder mehrere prominente Gäste zu Besuch, die den Greenies etwas über die verschiedenen Künste beibringen, die im Theater relevant sein können. So lernen sie von Musikerin Sara Bareilles etwas darüber, wie man Songs schreibt, Sänger Josh Groban übt mit ihnen, wie man harmonisch zusammen singt und Schauspielerin Ellie Kemper (Unbreakable Kimmy Schmidt) bringt ihnen Improvisation bei. Daneben spielen u.a. auch das Schreiben, z.B. eines Theaterstücks, Schauspiel, Tanz sowie das Spielen eines Instruments eine Rolle.

Die Greenies lernen jedoch nicht nur etwas über das Theater, sondern auch Lektionen für ihr tägliches Leben, z.B. über Teamwork, das auch manchmal Kompromisse erfordert, wie man mit Enttäuschungen umgeht oder dass man, um etwas Neues zu lernen, manchmal viel üben muss und Geduld braucht. Und noch etwas wird den Greenies und damit auch den kleinen wie großen Zuschauerinnen und Zuschauern vermittelt: Wie vielfältig und unterschiedlich die Menschen sind und dass es deshalb so wichtig ist, dass jede und jeder die Chance erhält, aber auch den Mut hat, ihre bzw. seine eigene Geschichte zu erzählen.

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Coming-out bei “Supergirl”: Was die Geschichte von Alex Danvers in der zweiten Staffel der Serie so großartig und wichtig macht

Am heutigen Mittwoch (29.3.) startet bei ProSieben die zweite Staffel von “Supergirl”. Auch in den neuen Folgen stehen natürlich wieder die Abenteuer der Titelheldin im Vordergrund. Für Aufmerksamkeit bei Medien und Fans hat jedoch eine Storyline gesorgt, die mit Kara Danvers alias Supergirl nur am Rande zu tun hat: Das Coming-out ihrer Adoptivschwester Alex Danvers.

Chyler Leigh als Alex Danvers

Die Serie Supergirl basiert auf der gleichnamigen Comic-Figur aus dem Hause DC Comics. Kara Zor-El alias Kara Danvers kam als junges Mädchen von ihrem Heimatplaneten Krypton auf die Erde, wo sie von den Wissenschaftlern Eliza und Jeremiah Danvers aufgenommen wurde und zusammen mit deren Tochter Alex aufwuchs. Ebenso wie ihr Cousin Kal-El alias “Superman” verfügt Kara über übermenschliche Kräfte, die sie einsetzt, um die Einwohner der fiktiven Stadt National City zu beschützen. Dabei arbeitet sie mit der DEO zusammen, einer geheimen Regierungsorganisation, die außerirdische Aktivitäten auf der Erde überwacht und für die auch ihre Schwester Alex tätig ist.

In Staffel 1 sah man Alex Danvers vor allem in diesen beiden Rollen: Als Agentin der DEO oder als Karas ältere Schwester, die von ihren Eltern dazu erzogen wurden, Kara und vor allem deren Geheimnis um ihre Herkunft zu beschützen. Ihr Privat- oder gar Liebesleben wurde so gut wie nicht thematisiert. Das ändert sich in Staffel 2, als Alex der Polizistin Maggie Sawyer begegnet. Maggie schafft es nicht nur, Alex’ Meinung über Außerirdische zu ändern, die sie bisher – mit Ausnahme von Kara – vor allem als Bedrohung ansah. Sie löst in der toughen DEO-Agentin auch überraschende Gefühle aus. Nach einem Missverständnis mit Maggie stellt Alex sich der Frage, was ihre Gefühle bedeuten – und erkennt, dass sie lesbisch ist.

Die Coming-out-Geschichte von Alex Danvers, die in der zweiten Staffel von Supergirl erzählt wird, ist eine der besten, die je in einer Fernsehserie gezeigt wurde. Sie ist nicht nur außerordentlich feinfühlig geschrieben, sondern von Alex-Darstellerin Chyler Leigh auch großartig gespielt. Was sie so besonders macht ist vor allem, wie authentisch sie ist, wie nah an der Erfahrungswelt lesbischer Frauen. Das lässt sich u.a. an der Szene festmachen, in der Alex Maggie (Floriana Lima), vor allem aber sich selbst zum ersten Mal eingesteht, dass sie lesbisch sein könnte.

Was Alex beschreibt – ihre Unfähigkeit, sich auf Beziehungen, auf Intimität mit Männern einzulassen und der Schluss, dass es an ihr liegt, dass sie eben nicht für die Liebe geschaffen sei – ist etwas, das vielen lesbischen Frauen bekannt vorkommen dürfte, die verzweifelt versucht haben, das zu leben, was die Gesellschaft noch immer als Norm ansieht, und, als sie es nicht konnten, bei sich selbst die Schuld gesucht haben. Ich jedenfalls habe mich in diesem Moment in Alex wiedererkannt, denn mir ging es genauso. Und ebenso wie Alex habe ich lange gebraucht, es tatsächlich auszusprechen, selbst als ich es mir schon eingestanden hatte.

Auch im weiteren Verlauf der Handlung thematisiert Supergirl Aspekte, die viele queere Menschen kennen, wenn es um das Thema Coming-out geht.

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Frohes neues Serienjahr 2017

Auch 2017 Jahr wird es wieder jede Menge neues Serienfutter geben, seien es neue Folgen wiederkehrender Serien, seien es ganz neue Serien. Ich habe mal aufgeschrieben, auf welche ich mich in diesem Jahr freue bzw. auf welche ich gespannt bin.

Version 2

Das neue Jahr ist schon ein paar Tage alt, dennoch möchte ich euch, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, an dieser Stelle noch alles Gute für 2017 wünschen. Möge das Jahr im Wesentlichen so verlaufen, wie ihr es euch vorstellt, aber vielleicht auch die ein oder andere, hoffentlich positive, Überraschung bereithalten.

Im vergangenen Jahr hatte ich ein bisschen mehr freie Zeit als sonst und habe sie unter anderem damit verbracht, sehr, sehr, sehr viele Serien zu sehen. Über die meisten davon habe ich schon geschrieben, sei es in diesem Blog oder aber in den sozialen Netzwerken, u.a. auf Tumblr. Im neuen Jahr werde ich meinen Serienkonsum ein wenig einschränken müssen. Aber für einige Highlights muss und wird Zeit bleiben.

Mein Serienjahr 2017 startet u.a. mit neuen Folgen von Call the Midwife, auf die ich schon seit letztem März, also seit dem Ende von Staffel 5, ungeduldig warte. Zwar war ich vom letzten Weihnachtsspecial ein wenig enttäuscht, das war allerdings eine Enttäuschung auf sehr hohem Niveau. Die Geschichte, die überwiegend in einer Klinik in Südafrika während der Apartheid spielte, war wie immer toll geschrieben und gespielt. Mir fehlte jedoch die Anbindung an die vertraute Umgebung in Poplar und das Nonnatus House und ich fand es schade, dass einige meiner Favoritinnen wie z.B. Patsy & Delia kaum zu sehen waren. Insofern hoffe ich, dass die beiden, ebenso wie Sister Monica Joan, in den ersten Folgen der neuen Staffel umso präsenter sein werden.

Von Doctor Who und Sense 8 gab es ebenfalls jeweils Weihnachtsspecials, die beide in mir eine gewissen Vorfreue auf die neuen Folgen geweckt haben, auch gerade, weil es von beiden Serien 2016 keine neue Staffel gab. Insbesondere von Sense 8 war ich wieder sehr begeistert. Hier startet die zweite Staffel im Mai, während Staffel 10 von Doctor Who schon ab April ausgestrahlt werden soll.

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#ComingOutDay: Ellen Morgans Coming-out in der Fernsehserie “Ellen”

Aus Anlass des internationalen Coming-out-Tags, der jedes Jahr am 11. Oktober begangen wird, habe ich mir heute Morgen Gedanken über Coming-out-Szenen in Fernsehserien gemacht und welche für mich persönlich eigentlich die wichtigste war. Die Antwort war sehr schnell klar: Ellen Morgans Coming-out in der Fernsehserie Ellen.

In der Folge The Puppy Episode aus dem Jahr 1997 verliebt sich Ellen Morgan, gespielt von Ellen DeGeneres, in Susan (Laura Dern). Nachdem sie sich selbst und auch Susan gegenüber zunächst vehement abstreitet, lesbisch zu sein, gesteht sie es sich im Gespräch mit ihrer Therapeutin (Oprah Winfrey) schließlich doch ein. Als sie sich auch vor Susan outet, geschieht Ellen ein kleines Missgeschick:

Das Coming-out von Ellen Morgan war bahnbrechend. Nie zuvor hatte sich die Hauptfigur einer amerikanischen Sitcom als homosexuell geoutet. Vielen lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in den USA gab die Puppy Episode, die zu einer der meistgesehenen Sendungen in der Geschichte des amerikanischen Fernsehens wurde, nicht nur einen Anlass, sondern auch den Mut, sich ebenfalls bei ihren Familien und Freunden zu outen. Für mich persönlich war Ellens Coming-out der Anstoß, mich mit meinen eigenen Gefühlen für Frauen auseinanderzusetzen, was schließlich einige Monate später zu meinem eigenen Coming-out führte.

Darstellerin Ellen DeGeneres wurde der Entschluss, nicht nur ihre Figur, sondern auch sich selbst in diesem Zusammenhang als lesbisch zu outen, jedoch fast zum Verhängnis: Nachdem Ellen nach nur einer weiteren Staffel abgesetzt wurde, hatte sie einige Jahre lang Schwierigkeiten, in Hollywood wieder Fuß zu fassen. Zum Glück ist es ihr gelungen. Ellen ist heute eine der beliebtesten Fernsehpersönlichkeiten der USA – und dabei out and proud.

Gibt es Coming-out-Szenen, die für euch eine ähnliche Bedeutung haben? Oder die ihr aus anderen Gründen besonders toll findet? Dann teilt sie gern in den Kommentaren.

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#GoodWifeFarewell: Einige Gedanken zum Serienfinale von “The Good Wife”

Das Finale der Serie “The Good Wife” hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Ich selbst fand die Folge stimmig, insbesondere mit Blick auf die Serie insgesamt, und habe hier mal ein paar Gründe dafür aufgeschrieben.

The Good Wife

In den USA lief am Sonntagabend das Finale der Serie The Good Wife. Die Folge insgesamt, insbesondere aber deren Ende stießen auf sehr unterschiedliche Reaktionen – von Euphorie bis hin zu Enttäuschung, nachzulesen u.a. bei Twitter unter dem Hashtag #GoodWifeFarewell. Ein Beispiel für kritische Töne ist Maureen Ryan, Fernsehkritikerin für die Zeitschrift Variety, die ihren gemischten Gefühlen über die Abschlusssequenz in diesem Artikel Ausdruck gegeben hat: ‘The Good Wife’ Finale Review: Alicia Revisits Her Past, Faces Ambiguous Future.

Auch wenn ich Maureen Ryans häufig zustimme – in diesem Fall sehe ich einiges von dem, was sie schreibt, anders. Ich fand das Staffelfinale, einschließlich der letzten Sequenz, sehr stimmig für eine Serie, die es ihrer Hauptfigur und den Fans nie leicht gemacht hat.

(Vorsicht: Es folgen Spoiler!)

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“The Fall”: ZDFneo zeigt die längere BBC-Version

Es gibt gute Nachrichten für alle diejenigen, die sich – so wie ich – im vergangenen Herbst darüber geärgert haben, dass das ZDF die Serie The Fall mit Gillian Anderson, Jamie Dornan und Archie Panjabi nur in einer gegenüber der BBC-Version gekürzten Fassung gezeigt hat. Bei ZDFneo hat man nämlich ein Einsehen mit den erzürnten Serienfans und zeigt ab morgen immer freitags am späten Abend die Serie in der BBC-Fassung. Statt 6 Folgen á 90 Minuten gibt es dann 10 Folgen á 60 Minuten und eine Folge á 90 Minuten zu sehen, insgesamt also 150 Minuten mehr. Die Serie soll auch wieder in der Mediathek zur Verfügung stehen, und zwar sowohl synchronisiert als auch als Original mit Untertiteln.

Jagen einen Serienmörder: Pathologin Reed Smith (Archie Panjabi, l.) und DSI Stella Gibson (Gillian Anderson) (Bild: ZDF/Steffan Hill)

Jagen einen Serienmörder: Pathologin Tanya Reed Smith (Archie Panjabi, l.) und DSI Stella Gibson (Gillian Anderson) (Bild: ZDF/Steffan Hill)

Laut einer Auskunft des ZDF wurden im Rahmen einer Koproduktionsgemeinschaft von Artists Studio mit BBC Northern Ireland und ZDF-Enterprises/ZDF von vornherein zwei unterschiedliche Fassungen der Serie hergestellt: eine für die Ausstrahlung bei BBC 2, die andere, kürzere Version für den Sonntagskrimi-Sendeplatz im ZDF. Diese Vorgehensweise ist laut ZDF nicht ungewöhnlich. Auch bei anderen Serien wie z.B. Die Brücke – Transit in den Tod oder The Team gibt es danach unterschiedliche Formate.

Auch wenn das ZDF sich die BBC-Serie also nicht selbst zurechtgeschnitten hat, wie zumindest ich zunächst den Eindruck hatte, macht es die Angelegenheit meines Erachtens nicht wirklich besser. Die vom ZDF beschriebene Vorgehensweise nicht nur bei dieser, sondern auch bei anderen Serien dürfte den wenigsten Zuschauerinnen und Zuschauern bekannt gewesen sein und wirft zumindest bei mir einige Fragen auf, insbesondere was die Konstruktion der Serie angeht, der Handlungsstränge, der Figuren etc. Gerade bei hochwertigen Serien wie The Fall gehe ich davon aus, dass die Handlungsstränge so, wie sie erzählt werden, auch durchgängig für die Serie relevant sind – sonst bräuchte man sie nicht. Dass es Handlungsstränge geben soll, die in der Langversion wichtig genug sind, um sie überhaupt in dem Umfang, wie sie sind, einzufügen, auf die in der Kurzversion aber ohne Probleme ganz oder teilweise verzichtet werden kann, finde ich schräg. Bei The Fall hat dies meines Erachtens auch nicht geklappt, denn in der ZDF-Fassung gibt es Lücken und Unstimmigkeiten, die mich immerhin so sehr irritiert haben, dass ich angefangen habe nachzuforschen, ob da ggf. Szenen fehlen. Das ist letztlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass im Vergleich mit der BBC-Version über zwei Stunden, d.h. mehr als zwei Folgen fehlen.

Obwohl ich die Serie jetzt in weiten Teilen bereits kenne und ein wenig die Spannung fehlt, werde ich mir die BBC-Fassung von The Fall bei ZDFneo ansehen, zumindest die fehlenden Szenen. Hoffentlich rege ich mich nicht zu sehr auf, sondern schaffe es auf der Grundlage der Originalversion, dann endlich auch mal inhaltlich über die Serie zu schreiben.

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“Call the Midwife”, “Borgen” und mehr: Serienempfehlungen zum Weltfrauentag

Heute ist der Internationale Frauentag, von einigen auch Frauenkampftag genannt. Weltweit wird jedes Jahr an diesem Tag daran erinnert, dass Frauen gegenüber Männern noch immer nicht vollständig gleichgestellt sind, dass sie weniger verdienen, geringere Aufstiegschancen haben, in einigen Teilen der Welt sogar immer noch nicht über dieselben Rechte verfügen wie Männer.

Auch in der Film- und Fernsehbranche kann von Gleichberechtigung von Mann und Frau und von der Gleichbehandlung der Geschlechter noch lange nicht die Rede sein. Vor und hinter der Kamera arbeiten mehr Männer als Frauen in verantwortlichen Positionen, häufig ist der männliche Blick ausschlaggebend dafür, was das Publikum auf der ganzen Welt auf Kinoleinwänden, Großbildfernsehern und sonstigen Bildschirmen zu sehen bekommt. Sowohl in Filmen als auch Serien sind Frauen noch allzu oft nur schmückendes Beiwerk, während der männliche Held die Handlung vorantreibt und die Welt rettet.

Es gibt aber zum Glück Ausnahmen, Filme und Serien also, in denen Frauen die Hauptfiguren, die Heldinnen sind – nicht immer strahlend, sondern auch mal tragisch, was jedoch nicht unbedingt schlecht sein muss. Aus Anlass des Weltfrauentages habe ich einige Serien ausgewählt, die ich insbesondere auch wegen ihrer interessanten Frauenfiguren schätze und daher gern weiterempfehlen möchte: Call the Midwife, Borgen, Orange Is the New Black, Agent Carter, Orphan Black und The Good Wife.

  • Call the Midwife (UK)

Die britische Serie Call the Midwife ist im Grunde DIE Frauenserie schlechthin, denn es geht um etwas spezifisch Weibliches: Schwangerschaft und Geburt.

Im Mittelpunkt von Call the Midwife steht eine Gruppe von Hebammen und Nonnen, die in einem verarmten Viertel von London Ende der 1950er bzw. Anfang der 1960er Jahre Geburtshilfe leisten und die häusliche Krankenpflege übernehmen. Die Serie basiert auf den gleichnamigen Memoiren einer britischen Krankenschwester, die in Großbritannien ein Beststeller wurden.

Auch wenn die Serie mit sehr viel Wärme erzählt wird und die Grundstimmung optimistisch ist, scheuen die Serienmacherinnen um Autorin Heidi Thomas und Produzentin Pippa Harris nicht vor ernsten Themen zurück. So werden Gewalt in der Ehe, Prostitution, Inzest, illegale Abtreibung und Alkoholismus behandelt, um nur einige zu nennen. Daneben gibt es aber auch immer wieder schöne, heitere Geschichten über Freundschaft und Liebe. Sogar die romantische Liebe zwischen Frauen wird thematisiert. In Staffel 4 erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer, dass Hebamme Patsy eine Beziehung mit der Krankenschwester Delia hat, die sie jedoch vor der Welt verbergen müssen.

Während Call the Midwife bei ZDFneo Ende letzten Jahres leider nur mit mäßigem Erfolg lief, ist die Serie in ihrer Heimat Großbritannien ein Hit. Das Finale der 5. Staffel, das am vergangenen Sonntag ausgestrahlt wurde, erzielte eine Traumquote und avancierte zur meistgesehenen BBC-Sendung des Jahres. Zum Glück gibt es die Serie bei uns aber auf DVD und bei verschiedenen VOD-Anbietern.

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