Interessante Figuren, vielschichtig erzählt: Was die Nordic Noir-Serie „Die Brücke“ sehenswert macht

Das ZDF zeigt derzeit die dritte Staffel von „Die Brücke – Transit in den Tod“. Wer die Serie bisher nicht kennt und Interesse an gut erzählten Krimis mit komplexen, vielfältigen Figuren hat, sollte ihr eine Chance geben.

Auf der Öresundbrücke, die die dänische Hauptstadt Kopenhagen und die schwedische Stadt Malmö miteinander verbindet, wird eine Leiche gefunden. Da die Aufklärung des Falles sowohl in den schwedischen als auch in den dänischen Zuständigkeitsbereich fällt, werden die schwedische Kommissarin Saga Norén und ihr dänischer Kollege Martin Rohde beauftragt, gemeinsam zu ermitteln. So beginnt die erste Staffel von Die Brücke – Transit in den Tod.

Sagas und Martins Zusammenarbeit gestaltet sich schwierig. Saga hat das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus, das bei ihrer Arbeit als Ermittlerin zwar von Vorteil ist, ihr jedoch Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen bereitet. Sie hält sich peinlich genau an Vorschriften und hat gern die Kontrolle über alle Aspekte einer Ermittlung. Ihr dänischer Kollege ist ihr dabei nur im Weg. Saga und Martin raufen sich jedoch nach und nach zusammen und kommen so gemeinsam dem Täter auf die Spur, der im Laufe der Staffel noch weitere Morde begeht.

Saga Norén (Sofia Helin,rechts) und Martin Rohde (Kim Bodnia)
(Bild: obs/ZDF/ZDF/Carolina Romare)

Auch in der zweiten Staffel ermitteln Saga und Martin, in Staffel 3 bekommt Saga mit Henrik Sabroe einen neuen Partner aus Dänemark. Ebenso wie in Staffel 1 geht es in den beiden nachfolgenden Staffeln jeweils um eine Reihe von Morden, die den Ermittlern Rätsel aufgeben. Eine der Besonderheiten von Die Brücke ist dabei die komplexe, horizontale Erzählweise. Über die gesamte Staffel hinweg wird jeweils nur in einem einzigen Fall ermittelt, wobei sukzessive neue Figuren eingeführt werden, bei denen nicht sofort deutlich wird, ob und was sie mit den Ermittlungen zu tun haben. Die Serie ist daher auch nicht zum „Nebenbeigucken“ geeignet, da man sonst Gefahr läuft, irgendwann den Überblick zu verlieren. Erst nach und nach wird aufgedeckt, welche Verbindung die jeweiligen Figuren entweder untereinander oder zu den Mordopfern haben und weshalb sie für die Handlung relevant sind.

Eine weitere Besonderheit im Vergleich mit anderen, klassischen Krimiserien ist, dass die Hauptfiguren als vielschichtige Charaktere ausgestaltet sind, was u.a. dadurch erreicht wird, dass ihr Privatleben eine nicht nur marginale Rolle spielt. Dies erlaubt es den Zuschauer*innen, insbesondere auch mehr über Saga zu erfahren und sie so vielleicht zwar nicht lieben, wohl aber schätzen zu lernen. Durch ihr Asperger-Syndrom wirkt sie häufig schroff und abweisend, was jedoch nicht zwingend Absicht ist. Es wird deutlich, dass sie die Reaktionen ihrer Mitmenschen oft nicht versteht und deshalb nicht angemessen reagieren kann. Sie bemüht sich jedoch, auch unterstützt durch ihren Chef Hans, sich weiterzuentwickeln und im Kontakt mit anderen besser zu werden. Saga Norén ist damit eine der aktuell interessantesten Frauenfiguren in einer Serie, hervorragend dargestellt von Sofia Helin.

Nicht einfach, aber interessant: Saga Norén (Sofia Helin) (Bild: obs/ZDF/ZDF/Carolina Romare)

Die Brücke wurde in Dänemark und Schweden produziert, jeweils unter Mitwirkung des ZDF, das die Serie daher auch in Deutschland ausstrahlt. Sie wird dem Genre der sogenannten Nordic Noir-Serien zugrechnet, zu dem inzwischen nicht mehr nur Krimis gezählt werden, sondern auch andere hochwertige skandinavische Serien wie beispielsweise Borgen, die sich wie Die Brücke insbesondere durch ihre komplexe Erzählstruktur und vielschichtige Charkatere auszeichnen. Die Brücke ist ein weiteres hervorragendes Beispiel dafür, dass hochwertige Serien nicht mehr unbedingt aus den USA stammen müssen.

Alle drei Staffeln von „Die Brücke – Transit in den Tod“ sind derzeit in der Mediathek des ZDF verfügbar, Staffel 3 auch im Original mit Untertiteln. Staffel 1 und 2 sind zudem u.a. bei Netflix zu finden.