Anfang dieser Woche wurden die Nominierungen für die Golden Globe Awards 2025 bekanntgegeben und wie nicht anders zu erwarten erhieltThe Bear die meisten Nominierungen im Bereich TV.
Nun ist es bei mir so, dass ich mit den Serien mit den meisten Nominierungen, wenn ich sie überhaupt gesehen habe, häufig nicht so viel anfangen kann. Das gilt nicht nur für die Golden Globes, sondern alle Preisverleihungen. Rein rational kann ich in der Regel nachvollziehen, warum die Jurys die entsprechenden Serien so positiv bewerten. Aber häufig erreichen sie mich auf emotionaler Ebene nicht.
Bei The Bear ist das anders. Das Einzige, das ich da bei den vielen Preisen, für die die Serie inzwischen nominiert bzw. mit denen sie ausgezeichnet wurde, auch emotional nicht nachvollziehen kann, ist die Einordnung in die Kategorie „Comedy“. Es gibt dafür Gründe, die man am Beispiel der Emmys u.a. in diesem Artikel nachlesen kann, aber es passt einfach nicht. The Bear ist keine Comedy. Wer leichte Unterhaltung sucht, wäre bei The Bear völlig falsch aufgehoben. Die Serie geht tief, wenn man sie lässt. Und das ist gar nicht so einfach, denn zumindest bei mir hat es gedauert, bis ich überhaupt mit ihr warm geworden bin.
Ich fand die Hauptfigur, den Gourmet-Koch Carmy, der nach dem Tod seines Bruders den Sandwich-Laden seiner Familie in Chicago weiterführt, nicht auf Anhieb sympathisch. Die Hektik, das Chaos und dass sich einige der Figuren permanent anschreien, fand ich anstrengend. Aber dann war es ausgerechnet so eine hektische Folge, die mich „gekriegt“ hat. Das Besondere an „Review“, der vorletzten Folge der ersten Staffel, war, dass sie weitgehend in einer Einstellung gedreht wurde. Fast 20 Minuten durchgängig, ohne Schnitt. Ich war beeindruckt, auch von dem Mut, so etwas zu machen, in der allerersten Staffel einer neuen Serie, die ohnehin schon anders war als andere.
Es gab auch in den weiteren Staffeln Momente, in denen ich alles zu viel, zu laut, zu chaotisch fand. So wird es wohl auch bleiben. Und doch fängt die Serie mich immer wieder ein. Das liegt vor allem an den Figuren. Es ist kein Wunder, dass von den Nominierungen für diverse Preise viele auf die Schauspielerinnen und Schauspieler entfallen, denn der Figurenentwicklung und damit ihrer Schauspielkunst wird immer wieder Raum gegeben. Unter anderem gibt es einzelne Folgen, die im Wesentlichen eine Figur in den Mittelpunkt stellen oder, wie am Beispiel von Folge 8 in Staffel 3 („Ice Chips“) zwei Figuren. Abby Elliot als Carmys Schwester Natalie und Jamie Lee Curtis als ihre Mutter Donna sind darin so großartig, dass sie sich den Termin für die Emmyverleihung 2025 eigentlich schon fest in den Kalender eintragen können. Jamie Lee Curtis hat den Preis schon in diesem Jahr für ihre Rolle als Donna gewonnen, und wer die Folge „Fishes“ (Staffel 2, Folge 6) gesehen hat, brauchte danach wahrscheinlich nicht nur erst einmal eine Atempause, sondern konnte auch den Emmy für Jamie Lee Curtis nachvollziehen.
Dass The Bear bei Preisverleihungen so erfolgreich ist, hat den weiteren großen Vorteil, dass man sich um eine Fortsetzung keine Sorgen machen muss, selbst wenn die Staffel mit einem Cliffhanger endet, wie gerade Staffel 3. Aber eine vierte Staffel ist bereits bestellt, die voraussichtlich im nächsten Jahr zu sehen sein wird. Zeit genug für alle, die es noch nicht getan haben und jetzt vielleicht neugierig geworden sind, mal reinzuschauen.
Einen Vorgeschmack gibt es hier: The Bear Season 1 Trailer