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Queere Frauenfiguren in deutschen Serien im Herbst 2020 – Ein Update

Heute vor einem Jahr habe ich einen längeren Beitrag über queere Frauenfiguren in deutschen Serien veröffentlicht. Ich war damals vorsichtig optimistisch, denn es hatte sich tatsächlich ein bisschen was getan und die Liste, die ich erstellte, war nicht mehr so kurz wie in einigen Jahren davor.

Wie sieht das nun ein Jahr später aus?

Leider nicht mehr so gut. Serien, die ich vergangenes Jahr noch aufführen konnte, sind inzwischen beendet, entweder planmäßig wie Dark und Lindenstraße oder weil sie nicht verlängert wurden wie Gipfelstürmer und Dead End. Eine Serie, die ich vergangenes Jahr vergessen hatte, ist ebenfalls inzwischen beendet, nämlich Deutschland 86 bzw. 89.

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Serie der Woche: Spuk in Bly Manor

In “Spuk in Bly Manor” geht es um einen verfluchten Landsitz, die Menschen, die dort leben und die Geister, die dort ihr Unwesen treiben. Es geht aber noch um so viel mehr, u.a. eine wunderbare Liebesgeschichte.

Etwas möchte ich diesem Beitrag vorausschicken: Eigentlich bin ich kein Fan von Horrorgeschichten und mit Halloween kann ich auch nicht unbedingt so viel anfangen. Ich habe zwar auch in diesem Jahr wieder Süßigkeiten gekauft, allerdings weniger, um sie an kleine Geister zu verteilen – die in diesem Jahr Pandemie-bedingt sowieso eher nicht an meiner Tür klingeln werden. Schokolade ist und bleibt nun einmal Nervennahrung und die können wir alle aktuell ja ganz gut gebrauchen.

Aber ich schweife ab. Warum ich die Aussage “Ich bin kein Fan von Horrorgeschichten” vorausgeschickt habe, hat natürlich mit der Serie zu tun, über die ich heute schreibe und die bei Netflix in das Genre “Horrorserie” eingeordnet wird: Spuk in Bly Manor (Originaltitel: The Haunting of Bly Manor). Es geht darin um Geister und ein verfluchtes Haus. Insofern passt es, heute, an Halloween, darüber zu schreiben, es ist aber mehr ein Zufall. Denn ich habe die Serie nicht gesehen, weil sie gruselig ist, sondern trotzdem. Und ich schreibe das bewusst, weil es sicher einige gibt, denen es mit Horror ähnlich geht und die sich fragen, ob sie es wagen sollen, die Serie dennoch zu gucken.

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Hörtipp: “PANTS” – Der Podcast von Leisha Hailey und Kate Moennig

Eingefleischte The L Word-Fans haben es vielleicht schon mitbekommen: Leisha Hailey und Kate Moennig machen zusammen einen Podcast.

In The L Word bzw. der Neuauflage The L Word: Generation Q spielen Leisha und Kate die Freundinnen Alice und Shane und auch im wahren Leben sind die beiden Schauspielerinnen seit den Dreharbeiten zur Ursprungsserie Anfang der 2000er Jahre befreundet. Um diese langjährige Freundschaft geht es in ihrem gemeinsamen Podcast namens PANTS. Woher der ungewöhnliche Name stammt, wird von den beiden natürlich erläutert. Und keine Sorge, sie reden nicht die ganze Zeit über Hosen.

Für das Projekt konnten die beiden eine weitere The L Word-Veteranin als Unterstützerin gewinnen: Rachel Shelley, die in der Ursprungsserie Helena Peabody gespielt hat. Sie produziert und schneidet die Episoden. Und das dürfte manchmal gar nicht so einfach sein, denn ab und an scheinen Leisha und Kate zu vergessen, dass sie einen Podcast aufzeichnen, reden einfach drauflos und flachsen rum wie es zwei Menschen, die sich schon lange kennen und mögen, eben manchmal tun. Das allein ist schon sehr unterhaltsam, daneben erfahren die Zuhörer*innen aber auch viel Interessantes, nicht nur über Kate und Leisha, sondern vor allem über The L Word.

Dazu tragen auch die Gästinnen bei, die die beiden sich eingeladen haben. Bisher waren u.a. “Jenny” Mia Kirshner, “Carmen” Sarah Shahi und Ilene Chaiken, die Showrunnerin von The L Word, jeweils bei einer Aufnahme zugeschaltet. Denn natürlich sitzen die beiden in Zeiten von Corona nicht gemeinsam in einem Studio, sondern in ihren jeweiligen Häusern. Und auch das bietet einigen Gesprächsstoff.

Der Podcast ist bei den gängigen Podcast-Anbietern verfügbar, u.a. iTunes und Spotify. Die Episoden sind jeweils ca. eine halbe Stunde lang und lassen sich gut “weghören”. Zumindest Fans von The L Word sollten auf jeden Fall mal reinhören.

Weitere Links:

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“One Day at a Time” und “Killing Eve”: Meine Artikel für l-mag.de

Anfang vergangenen Jahres habe ich einige Artikel für den Online-Bereich der Zeitschrift L-MAG geschrieben, zwei davon über Serien: One Day at a Time und Killing Eve.

Damals habe ich vergessen, die Links hier zu posten. Jetzt gibt es einen tollen Grund, das nachzuholen: Laut L-MAG gehört mein Beitrag über One Day at a Time zu den drei meistgelesenen Online-Serientipps des Jahres! Der Artikel über Killing Eve hat es zwar nicht in die Top 3 geschafft, war aber auch sehr weit vorn mit dabei.

Hier sind deshalb jetzt mit etwas Verspätung die Links:

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Queere Frauenfiguren in deutschen Serien: Huch, wo kommen die denn plötzlich her?

(Hinweis: Dieser Blogbeitrag stammt aus 2019. Eine aktuellere Übersicht über queere Frauenfiguren in deutschen Serien gibt es hier.)

Frauen, die Frauen lieben, und das nicht nur als Episodenrollen, sondern als Neben- oder gar Hauptfiguren? Danach hat man in deutschen Serien in den letzten Jahren leider meistens vergeblich gesucht. Vor allem in den vergangenen Wochen zeichnet sich hier jedoch eine positive Entwicklung ab – Grund genug für etwas vorsichtigen Optimismus.

In aller Freundschaft: Rieke und Miriam

Ein Frauenpaar bei “In aller Freundschaft”? Zwischen Schwester Miriam (Christina Petersen, rechts) und Rieke (Liza Tschirner) hat es ziemlich gefunkt [Screenshot, Quelle: Das Erste]

In den vergangenen Jahren habe ich für meinen Blog Rosalie & Co. mehr oder weniger regelmäßig Übersichten erstellt, welche Frauenfiguren in deutschen Serien auch oder ausschließlich Frauen lieben und nicht nur Episodenrollen sind.

Während es beim ersten Beitrag 2012 gar nicht mal so wenige waren, hat die Zahl in den folgenden Jahren kontinuierlich abgenommen. Meinen Frust darüber habe ich mir 2016 von der Seele geschrieben. Der Beitrag erregte immerhin so viel Aufmerksamkeit, dass ich auch für die taz über die mangelnde Sichtbarkeit von LGBTQ* in deutschen Serien schreiben durfte. Geändert hat sich leider nichts, im Gegenteil.

Abschied von Liz und Tanja

Die Aussichten wurden noch düsterer, als letztes Jahr angekündigt wurde, dass gleich zwei Serien mit lesbischen Figuren in 2019 bzw. 2020 eingestellt werden würden: der Tatort aus Luzern mit der lesbischen Kommissarin Liz Ritschard und die Lindenstraße mit Tanja Schildknecht, eine der ersten lesbischen Serienfiguren im deutschen Fernsehen überhaupt, die dort aktuell in einer Beziehung mit der Transfrau Sunny ist. Nachdem im Sommer 2018 bereits Anni den Kolle-Kiez von GZSZ verlassen hatte, sah es damit so aus, als würden wir zukünftig beim Zählen nicht-heterosexueller Frauenfiguren in deutschen Serien sehr schnell fertig werden. Außer Kommissarin Vicky Adam aus der ARD-Vorabendserie Rentnercops und deren Frau, die in der Serie immer nur “Schatz” heißt, fielen mir nämlich keine mehr ein.

Ein bisschen Hoffnung setzte ich noch in die Netflix-Serie Dark. Dort hatte sich in der ersten Staffel eine lesbische Affäre zwischen Doris Tiedemann und Agnes Nielsen angedeutet. Und tatsächlich wurden Doris und Agnes in Staffel 2 als Liebespaar gezeigt. Allerdings wurde ihre Geschichte, wie bereits in Staffel 1, auch in den neuen Folgen nur sehr, sehr am Rand erzählt. Aber immerhin, besser als gar nichts.

Vorsichtiger Optimismus

Dennoch reichte das bisher nicht, um mich dazu zu bringen, in diesem Jahr einen Blogbeitrag über queere Frauenfiguren in deutschen Serien zu schreiben. Das hing nicht nur damit zusammen, dass ich generell in diesem Jahr noch nicht viel geschrieben habe. Ich hatte einfach grundsätzlich keine Lust mehr, immer und immer wieder darüber zu schreiben, dass ich gern mehr lesbische, bisexuelle, queere Frauen in deutschen Serien sehen würde, ohne Hoffnung zu haben, dass sich hier tatsächlich etwas tun würde. Denn diese Hoffnung, die ich 2010, als ich Rosalie & Co. online gestellt habe, noch hatte, ist in den vergangenen Jahren immer geringer geworden und mir irgendwann ganz abhanden gekommen.

Dass ich jetzt doch wieder über das Thema schreibe, hat einen auch für mich überraschenden Grund: Ich werde nämlich wieder ein wenig optimistischer.

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“Grey’s Anatomy”: Goodbye Arizona Robbins

Im Laufe der Jahre haben schon viele Figuren das Grey Sloan Memorial Hospital und damit die Serie “Grey’s Anatomy” verlassen. Nur selten fand ich es so bedauerlich wie bei Arizona Robbins. Einige Worte zum Abschied von einer meiner Lieblingsserienfiguren.

ProSieben zeigt in dieser Woche das Finale der 14. Staffel von Grey’s Anatomy, in der es heißt, von gleich zwei Hauptfiguren Abschied zu nehmen.

Einige Wochen, bevor das Staffelfinale in den USA ausgestrahlt wurde, war bekannt geworden, dass Sarah Drew alias April Kepner und Jessica Capshaw alias Arizona Robbins die Serie mit dem Ende der Staffel verlassen würden.

Während ich mit April nie wirklich warm geworden bin, obwohl Sarah Drew sie meines Erachtens großartig gespielt hat, gehörte Arizona fast seit ihrem Debüt in der 5. Staffel zu meinen Lieblingsserienfiguren, und zwar nicht nur bei Grey’s Anatomy, sondern überhaupt. Insofern ist dieser Abschied bittersüß – bitter, weil ich sie wirklich vermissen werde, aber auch süß, weil ihre Figur einen positiven Abschied bekommt: Sie zieht mit ihrer Tochter Sofia nach New York, wo ihre Ex-Frau Callie lebt, damit Sofia sich nicht mehr zwischen ihren Müttern hin- und hergerissen fühlen muss. Und, so viel sei verraten: Es sieht sehr danach aus, dass auch “Calzona” auf ein Happy-End zusteuern.

Out and proud

Mit weit über 200 Folgen in 10 Staffeln der Erfolgsserie war Arizona die dienstälteste Lesbe im amerikanischen Fernsehen. Anders als viele andere LGBTQ*-Figuren in Serien und Filmen war sich Arizona ihrer Sexualität immer sehr sicher und ging auch immer sehr offen damit um, wie u.a. die kanadische Serienseite The TV Junkies in ihrem Abschiedsartikel für Arizona feststellt:

“Unlike many of the characters that we see in the LGBTQ+ community in film and television, Arizona has never been a character who struggled with her sexuality. She was out and proud from the moment we met her and her sense of self never wavered.”

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Happy Pride (Teil 2): Von “One Day at a Time” bis “Sense8” und mehr…

In Teil 1 des Specials aus Anlass der Pride Week in Hamburg habe ich über die Bedeutung der Darstellung von LGBT*-Figuren und Geschichten auch in Serien geschrieben und dass das deutsche Fernsehen hier noch enormen Aufholbedarf hat. Im zweiten Teil stelle ich einige Beispiele für die Darstellung von LGBT* in Serien vor, die ich gut fand.

Nachdem ich vor einigen Tagen meinem anhaltenden Frust über die Repräsentation und Darstellung von queeren Figuren in deutschen Serien ein wenig Luft gemacht habe, wende ich mich heute wieder dem zu, was mir am Bloggen mit am besten gefällt: Über Dinge zu schreiben, die ich gut finde. In diesem Fall sind das Beispiele für gut erzählte queere Figuren oder Storylines bzw. Serien, die das mit der Vielfalt generell gut hinbekommen.

Queere Figuren als Auswahl-Kriterium

Wer ein bisschen in den Beiträgen in diesem Blog stöbert, dem dürfte auffallen, dass ich häufig über Serien schreibe, in denen es mindestens eine queere Figur gibt. Dies liegt nicht unbedingt daran, dass Serien, die das mit der Repräsentation von LGBT* wenigstens irgendwie hinbekommen, bei mir automatisch höher im Kurs stehen. Sondern es dürfte damit zusammenhängen, dass diese Serien eher auf meiner „Sollte ich mal reinschauen“-Liste landen, also eher eine Chance haben, dass ich sie überhaupt sehe.

So war es beispielsweise bei One Day at a Time. Da ich nicht unbedingt ein Fan klassischer Sitcoms bin, hätte ich die Serie wahrscheinlich eher nicht auf meine Netflix-Liste gesetzt, wenn ich nicht gelesen hätte, dass es in ihr eine tolle Coming-out-Geschichte gibt.

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Happy Pride (Teil 1): Visibility Matters – Warum Vielfalt in Serien wichtig ist

Im ersten Teil dieses Specials aus Anlass der Pride Week in Hamburg schreibe ich über die Bedeutung der Darstellung von LGBT*-Figuren und Geschichten auch in Serien und dass deutsche Produktionen hier enorm hinterherhinken. In Teil 2 stelle ich einige Beispiele für Serien vor, die das mit der Vielfalt deutlich besser hinbekommen.

An diesem Wochenende startet in Hamburg die Pride Week. Höhepunkt ist wie in jedem Jahr die CSD-Demonstration, die am kommenden Samstag durch die Hamburger Innenstadt zieht. Ziel des Hamburg Pride ist es u.a., die in der Öffentlichkeit bestehenden Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell bzw. transsexuell identifizieren oder sich aus anderen Gründen außerhalb der heterosexuellen Mehrheitsnorm mit ihrer klaren Aufteilung in zwei Geschlechter wiederfinden – im Folgenden LGBT* oder auch queer genannt – abzubauen und für die Akzeptanz von Vielfalt in der Gesellschaft zu werben. Mit der „Ehe für alle“, die im vergangenen Jahr nach langem, zähen Ringen endlich eingeführt wurde, ist nämlich noch lange nicht alles erreicht.

Ein Punkt im Katalog der politischen Forderungen von Hamburg Pride** ist eine stärkere und vielfältigere Repräsentation queerer Lebensweisen in den Medien. Dazu gehören natürlich auch Serien. Und da haben deutsche Produktionen einen enormen Aufholbedarf.

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Mein Serienjahr 2017: Meine zwei liebsten neuen Serien

Ulrike und Marco, die den tollen Podcast Die Seriensprechstunde machen, haben neulich gefragt, welche meine zwei liebsten neuen Serien 2017 sind. Ich habe den beiden dazu eine kurze Sprachnachricht aufgenommen, die in der aktuellen Episode zu hören ist.

Die Seriensprechstunde
Die Antwort auf die Frage ist mir gar nicht so leicht gefallen, wie ich zunächst erwartet hatte. Das lag allerdings weniger daran lag, dass ich 2017 keine Serien gesehen hätte. Das Gegenteil ist der Fall, wie ich u.a. hier geschrieben habe und in diesem Monat ja auch jeden Tag auf Facebook und Tumblr dokumentiere.

Vielmehr habe ich festgestellt, dass viele Serien, die ich 2017 neu angefangen habe zu gucken und richtig toll finde, bereits aus 2016 stammen und daher nicht als “neue Serien 2017” gelten. Hierzu gehören z.B. This Is Us, The Good Place oder auch Wynonna Earp. Unter den wenigen wirklich ganz neuen Serien gab es aber zum Glück auch einige Perlen. Zwei davon sind One Day at a Time und The Bold Type.

Da ich für die Seriensprechstunde nur kurz beschreiben sollte, was mir an den Serien gut gefällt, ich aber gern mehr erzählt hätte, hole ich das jetzt hier noch mal nach.

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