Am vergangenen Donnerstag wurden in Los Angeles die Nominierungen für die Primetime Emmy Awards 2015 bekannt gegeben. Seitdem wird in sozialen Netzwerken und auf Fanwebseiten fleißig diskutiert.
Viele Serienfans machen ihrem Unmut darüber Luft, dass die Nominierungen zu konservativ seien, dass immer nur dieselben Serien/DarstellerInnen/AutorInnen etc. nominiert würden, obwohl andere Serien- und Serienschaffende es viel mehr verdient hätten. Dabei hat natürlich jeder Serienfan unterschiedliche Favoriten, die er bzw. sie gern auf der Liste gesehen hätte. Nur eine Entscheidung wird wirklich einhellig gefeiert: Die Nominierung von Tatiana Maslany in der Kategorie “Outstanding Lead Actress in a Drama Series” für ihre Darstellung von “Sarah, Alison, Cosima, Helena, Rachel and Krystal” in der Serie Orphan Black. (Wer die Serie nicht kennt: Damit hat die Academy noch nicht einmal alle der von Tatiana Maslany in der Serie dargestellten Figuren aufgezählt.)
CHEERS to 10 of the best actors on #BBCA, #OrphanBlack‘s @TatianaMaslany! Congrats on your #Emmy nomination, sestra! https://t.co/YUYStlixKM
— Orphan Black (@OrphanBlack) 17. Juli 2015
Als Orphan Black-Fan habe ich ebenfalls über die Nominierung von Tatiana Maslany gejubelt. Ansonsten fällt es mir allerdings eher schwer, mir zu den Nominierungen eine Meinung zu bilden. Mein Seriengeschmack ist mit dem, was die Mitglieder der Television Academy für nominierungs- und preiswürdig erachten, nämlich nicht sehr kompatibel. Soll heißen: Ich gucke die meisten der nominierten Serien nicht, selbst wenn ich die Möglichkeit dazu habe.
Dass meine Serienliste mit der Liste der Emmynominierungen nur wenige Überschneidungen aufweist, ist nicht zum ersten Mal so und wird auch nicht zum letzten Mal so sein. Eine Zeit lang hat mich das verunsichert. Denn eigentlich hatte ich mich immer für eine durchaus anspruchsvolle Serienguckerin gehalten. Immerhin habe ich das sogar studiert. Auch in meinem Umfeld führt es immer wieder zu Irritationen, dass ich als bekennender Serienjunkie Serien wie Game of Thrones, House of Cards oder Mad Men, die sogar nur sporadischen Serienguckern ein Begriff sind, nicht sehe, geschweige denn total davon begeistert bin.
Dabei ist es nicht so, dass ich die oben aufgezählten Serien nie gesehen hätte. Nur bin ich halt irgendwann ausgestiegen. Es hat mich schlicht nicht interessiert, wie die Geschichten sich weiterentwickeln und was aus den Figuren wird. Ich wurde nicht mitgerissen, im Gegenteil habe ich mich teilweise sogar abgestoßen gefühlt, u.a. von der Gewalt und der Mysogynie in Game of Thrones und der Skrupellosigkeit der Figuren in House of Cards. Da kann eine Serie noch so komplex erzählt, noch so innovativ inszeniert und noch so gut gespielt sein – wenn ich mit der Geschichte nichts verbinde, wenn es nicht mindestens eine Figur gibt, mit der ich mitfiebere und wenn ich mich insgesamt nicht gut unterhalten fühle, dann macht es mir keinen Spaß, sie zu sehen. Und das ist – medienwissenschaftliches Studium und Serienblog hin oder her – für mich immer noch der Hauptantrieb, warum ich Serien gucke.
Was die Emmys 2015 angeht, werde ich mich deshalb darauf beschränken, mich über die Nominierungen für die Serien zu freuen, die ich regelmäßig und auch gern gucke. Hierzu gehören u.a. die Nominierungen von Orange Is the New Black in der Kategorie “Outstanding Drama Series”, von Uzo Aduba (OITNB) und Christine Baranski (The Good Wife) in der Kategorie “Outstanding Supporting Actress In A Drama Series” und natürlich die schon erwähnte und absolut überfällige Nominierung von Tatiana Maslany. Diesen und noch einigen anderen werde ich am 20. September ganz fest die Daumen drücken.
Congrats to the cast and crew of Orange is the New Black on their Outstanding Drama nomination! #Emmys #OITNB pic.twitter.com/CqbSjjza6p
— Orange Is the New… (@OITNB) 16. Juli 2015
Up high, #CloneClub. #OrphanBlack pic.twitter.com/5EvOX3Zn5a
— Orphan Black (@OrphanBlack) 16. Juli 2015
Link:
Ich wünsche auch Tatiana Maslany das Beste. Orphan Black ist eine sehr persönlich gemachte, witzige, spannende und toll gespielte Serie.
OITNB hat mir eigentlich auch gut gefallen, obwohl ich in der ersten Häfte der Folgen manachmal ein bisschen gehangen habe und mich einige Rückblicke in die persönlichen Schicksale der Frauen nicht interessiert haben. Dafür gab es andere Sachen wie zum Beispiel die Konvertierungsgeschichte, die ich toll fand.
Bei OITNB kann ich mir vorstellen, dass ich sie bis zum Schluss schaue. Bei Orphan Black bin ich mir da fast sicher.
GoT schaue ich nicht. Ich steh nicht so auf Phantasy. Da aber alle darüber reden und man ständig über irgendwelche Artikel stolpert und den ein oderen anderen Clip doch sieht, ist man einfach ziemlich informiert. Bei der Serie würde ich “einfallsreicherweise” Lena Headey und ihren Serienbruder shippen. Da die Serie aber auch was ziemlich Konservatives hat, schätze ich die Chancen für dieses ship mit 0:1000 ein. Denen sterben erstmal alle ihre Kinder weg und dann gehen sie selber drauf. Das heißt, vielleicht darf der Bruder noch überleben und mit dieser großgewachsenen Ritterin in den Sonnenuntergang reiten. Aber wie gesagt, nicht so meine Sache.
Mad Men habe ich die ersten zwei Staffeln gesehen. Grundsätzlich interessant. Aber dann bin ich irgendwie davon abgekommen.
Bei House of Cards kenne ich das britische Original. Das waren damals drei Filme – und in denen wurde die Geschichte toll erzählt.
Manchmal nerven Serien auch einfach, weil alles so ausgewalzt wird.
Sorry, dass es so spät kommt, aber: Ganz lieben Dank für den ausführlichen Kommentar! 🙂
Zum Thema “es wird alles so ausgewalzt” habe ich neulich einen interessanten Artikel gelesen: http://www.sueddeutsche.de/medien/fernsehserien-das-hat-doch-keine-zukunft-1.2599391